Wiederaufbau der Erwachsenenbildung im Osthavelland seit 1946


Die Kreisvolkshochschule Osthavelland begann ihren Unterricht in Falkensee mit einem Vortrimester im Sommer 1946. August Kochanek, seit 1948 Direktor der Einrichtung mit Sitz in Nauen, berichtet über diese frühe Zeit: „Zu Beginn war die Teilnahme sehr groß. Das war etwas Neues. Vor allem wollte man Sprachen lernen, Russisch, Englisch, Französisch. Es entsprach der Zeit. Nebenbei gab es auch noch Kochen, Nähkurse und Haushaltsunterricht, aber auch gesellschaftswissenschaftliche Lehrgänge wurden angekündigt. Jedoch wurden nur die Lehrgänge besucht, welche die Menschen persönlich interessierten.“

Spätestens mit dem Volkshochschulgesetz 1947 und dem Zweijahresplan wurde die VHS-Arbeit deutlicher staatlichen Interessen untergeordnet. Es ging jetzt um die Ausbildung der Facharbeiter und die Steigerung der Arbeitsproduktivität. Als „Schule der Werktätigen“ diente die VHS auch der politischen Erziehung, sollte „das Bündnis zwischen der Arbeiterklasse und den werktätigen Bauern festigen“.

Gab es im Lehrjahr 1947/48 erst 166 Hörer in 15 Lehrgängen, steigerte sich diese Zahl bis 1950/51 auf 2125 Hörer in 112 Lehrgängen. Durch stärkere Anbindung an die ländlichen „Maschinen-Ausleihstationen“ (MAS) wollte man den Kontakt zur Landbevölkerung herstellen, durch Einrichtung von Betriebsvolkshochschulen in den Großbetrieben des damaligen Kreises einen fachlichen und politischen Unterricht der Arbeiter sichern. Seit 1949 gab es eine Außenstelle der VHS im Stahl- und Walzwerk Hennigsdorf, 1950 auch im dortigen Lokomotiv- und Elektrowerk.

Die Programmhefte dieser Zeit nennen zudem Außenstellen in zahlreichen MAS und Volkseigenen Gütern (VEG) im weiten Bereich zwischen Velten, Paretz, Zeestow und Falkenrehde. Seit 1950 wurden dort spezielle Landarbeiter-Lehrgänge etabliert. Auch Elternkurse wollte man in der breiten Fläche aufbauen. Schließlich kam 1951 in Henningsdorf noch die erste eigene Abendoberschule mit dem Ziel Abitur hinzu.

Allerdings ließen Interesse und Ernsthaftigkeit der Teilnehmer wohl vielfach noch zu wünschen übrig. Es fehlte der VHS zudem an Unterstützung bei Partei und Betrieben, qualifizierte Dozenten waren Mangelware und ohne Transportmittel waren die bis zu 19 Außenstellen zeitweise unerreichbar. Man muss dennoch sagen, dass die Volkshochschule in den frühen Jahren zwischen Kriegsende und Staatsgründung Pionierarbeit leistete bei der Etablierung eines bedarfsgerechten Erwachsenenbildungsprogramms, vor allem aber schulischer und berufsbildender Lehrgänge, die später vielfach von anderen staatlichen Institutionen übernommen wurden.

Dr. Frank Dittmer